MareTV - Season 14 (2014) (Staffel)


Wow, Wales! – Die eigensinnige Küste der Krone (S14E16)

(Folge)
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Deutschland, 2014, 45 min

Inhalte(1)

Die Schwebefähre von Newport sieht aus wie ein fliegendes Spielzeugschloss. Mit ihr können sechs Autos und bis zu 120 Fußgänger die 196,6 Meter lange Strecke über den Fluss Usk gleiten. 1906 wurde die abenteuerliche Brückenkonstruktion gefeiert wie das Wunder von Wales. Martin Newman arbeitet seit 19 Jahren im Wartungstrupp. Der Mechaniker ist sehr stolz auf seinen Arbeitsplatz in schwindelerregender Höhe, denn weltweit gibt es nur acht Schwebefährenbrücken und die von Newport ist die größte. Und sie hat auch die schnellste Gondel. Das behauptet zumindest Martin: „Der Ferrari unter den Schwebefähren dank bester Schmierung!“ Wenn die Pastorin Christine Llewellyn in ihrer Lieblingskirche predigt, der Kapelle von Saint Cwyfan, ist der Gezeitenkalender so wichtig wie die Bibel. Das kleine Gotteshaus aus dem Mittelalter stand einst auf einer Landzunge, doch die wurde über die Jahrhunderte vom Meer eingenommen.
Werden während eines Gottesdienstes ein paar Psalme zu viel verlesen, sitzt die Kirchengemeinde für Stunden auf der Insel fest. Und das ohne WC, ohne Strom, und, in Wales noch schlimmer: ohne Tee. Aus ein paar Ästen, einem Kuhfell, Pferdehaar und Wollwachs baut Peter Faulkner typisch walisische Boote: Coracles, winzige Einmannnussschalen. Sein neuster Kunde, der berühmte Musiker Robert Plant, bekommt jedoch eine Nussschale im XXL-Format. Rockstars brauchen eben immer eine Extrawurst. Llandudno ist das mondänste unter den eleganten walisischen Seebädern. 1860 kam ein gewisser Richard Codman dorthin. Sein Pferd verstarb, Codman war knapp bei Kasse und brauchte dringend eine Geschäftsidee: Aus Treibholz schnitzte er Puppen und führte mit ihnen das berühmte Stück „Punch and Judy“ für die Kinder der Sommerfrischler auf. Sein Ururenkel Jason führt diese Tradition bis heute mit den Originalfiguren aus dem Familienerbe fort. Auch das Theaterstück wird bis heute unverfälscht aufgeführt. Das provoziert gelegentlich Proteste der Elternschaft, denn der Klassiker für Kinder ist nach heutigen Maßstäben ein recht deftiges Strandvergnügen. Bei Ebbe stehen im Fischerdorf Llanelli bis zu 15 Autos am Strand. Die Männer, die darin auf Niedrigwasser warten, sind Cockle Pickers. Sie sammeln Herzmuscheln wie vor Hunderten von Jahren und arbeiten nur mit Harke und Sieb.
300 Kilogramm am Tag darf jeder von ihnen ernten. Die Cockle Pickers müssen schnell sein, denn das Flussdelta hat den zweithöchsten Tidenhub der Welt. Aber die Mühe lohnt sich. In Europa werden für handverlesene Cockles noch gute Preise gezahlt. Ein Marsroboter am Strand! Wird da etwa wieder ein Hollywoodfilm gedreht? Wales als spektakuläre Kulisse für Action, Grusel und Science Fiction? Nein: Professor Laurence Tyler und sein Forscherteam erproben hier an der Clarach Bay hoch entwickelte Kameraaugen für Roboter. Es ist ein Testlauf im Rahmen der Marsmission der europäischen Weltraumorganisation ESA. Bis 2018 muss alles perfekt sein. Die Bedingungen am Atlantikstrand von Wales kommen der Situation auf dem roten Planeten sehr nah, nur dass hier gleich um die Ecke ein riesiger Campingplatz ist, wo das Leben tobt. Das muss auf dem Mars erst noch entdeckt werden. (NDR Fernsehen)

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