Chile: Das Volk gegen die Chicago Boys

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Das chilenische Volk rebelliert: Nach 40 Jahren neoliberaler Wirtschaftspolitik, die dem Land unter der Pinochet-Diktatur aufgezwungen wurde, fand im Herbst 2019 eine Volkserhebung statt. Im Oktober 2020 folgte ein Referendum über eine neue Verfassung. Chile ist das reichste Land Lateinamerikas, jedoch auch das mit den größten sozialen Unterschieden weltweit. Vor 50 Jahren ließen sich die Chicago Boys, eine Gruppe chilenischer Ökonomen, von den Wirtschaftsideen Milton Friedmans inspirieren und nutzten das Land als Experimentierfeld für ihr ultraliberales Wirtschaftskonzept. Im Oktober 2019 löst eine Erhöhung der Fahrkartenpreise eine Revolte gegen dieses Wirtschaftsmodell und die Verfassung aus. Über eine Million Menschen protestieren gegen das System und die soziale Ungleichheit. Der 70-jährige Ökonom und Geschäftsmann Ramiro gehörte zum Autorenteam der Programmschrift „El ladrillo“, in der die Grundlagen dieses neoliberalen Modells entwickelt wurden. Das war 1973, einige Wochen vor Augusto Pinochets Militärputsch gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende. Ramiro versucht, das Warum und Weshalb dieses Aufstands zu verstehen.
Die 50-jährige Mariana wiederum, die zu den Opfern des Wirtschaftsmodells gehört, geht lieber gleich auf die Straße, um das Recht auf Würde für sich und ihre Gemeinschaft zu fordern. Inmitten der größten Demonstration, die Chile jemals erlebt hat, zeichnet sich erstmals die Möglichkeit einer Verfassungsänderung ab. Doch der alte Machtapparat wehrt sich vehement: Die Sicherheitskräfte schlagen brutal zurück und hinterlassen Hunderte von Verletzten und Dutzende Tote. Die Gesundheitskrise hat die sozialen Ungleichheiten, unter denen Millionen von Chilenen wie Mariana leiden, vollends offenbart. Nach und nach stellt Ramiro seine eigenen Privilegien infrage. Er versucht, Wohltätigkeitsveranstaltungen zu organisieren, die jedoch nicht so ablaufen, wie er es sich vorgestellt hat: Es mangelt an Unterstützung. Mariana hingegen hat erstmals in ihrem Leben das Gefühl, gehört zu werden. Sie setzt ihren Unterricht fort und liest den Kindern Geschichten vor. Zusätzlich organisiert sie Geldspenden für ihre bedürftigen Nachbarn. Im Oktober 2020, ein Jahr nach dem Beginn der Demonstrationen, sollen Ramiro und Mariana in einem Referendum über eine Verfassungsänderung abstimmen. Trotz ihrer politischen Meinungsunterschiede teilen beide den Traum von einer gerechteren Gesellschaft für zukünftige Generationen. (arte)

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