Ediebalboa

LaRoy, eine Kleinstadt in Texas, es könnten die Coen-Brüder sein. Das berühmte Regie-Duo ist diesmal aber nicht beteiligt. Shane Atkinson präsentiert sein starkes Spielfilmdebüt, das Inspiration aus anderen schwarzhumorigen Kriminalfilmen schöpft, aber trotzdem eine starke eigene Stimme hat, weil er das Drehbuch fest in der Hand behält. Während des Films erwischte ich mich selbst dabei, wie ich darauf warte, dass die komödiantisch-kriminelle Kette endlich zerbricht, doch so etwas passiert nicht. Keine Sackgassen oder unnötige Verzögerungen. Stattdessen Elemente eines originellen Buddy-Films und ein originelles neowesternartiges Ende. Vielleicht deshalb hat eine Gruppe talentierter Schauspieler diesem Debüt zugestimmt, die oft nur im Hintergrund für Hollywoodstars arbeiten. An ihre Gesichter erinnert man sich aber verdammt gut (Zahn, Magaro und vor allem Dylan Baker). [Viennale 2023]

Wer wird den Thron besteigen? Ein toxischer Visionär, ein Kleinschwanz, Papas Mädchen? Vielleicht hat ja der Papa endgültig die Nase voll von seinen nutzlosen Nachkommen und wird sein Königreich einer anderen Person widmen. Gleich am Anfang der Serie werden die Karten zum Glück perfekt gemischt. Das verhindert weitere unendliche Intrigen. Diese fehlen nicht, sie verlaufen aber in einem ganz anderen Kontext als früher. Die einzelnen Charaktere haben wirklich einen langen Weg hinter sich. Manche Figuren sind vernünftiger geworden, andere haben die sagenhafte Kunst des „Slaloms im Unternehmen“ gelernt. Manche haben einen anstrengenden Weg absolviert und dann festgestellt, dass sie sich nicht verändern können. Die letzte Staffel kulminiert in allen Hinsichten und verdient einen Ehrenplatz neben Breaking Bad in der Kategorie der besten Serien-Finale aller Zeiten.

Zum dritten Mal und am besten. Rockets origin zusammen mit dem emotional erschöpften Star-Lord und der bisher souveränsten Regie von Gunn bringen Guardians of the Galaxy, die erwachsen geworden sind. Also fast. In den seriöseren Momenten wird die Atmosphäre dichter als je zuvor. Aber was nützt das, wenn gleich ein nächster Witz oder das dreißigste Lied kommt. Die ausgelassene Bande bleibt sich selbst treu – mit allen (hauptsächlich) guten, aber manchmal auch schlechten Dingen. Diesmal war es aber der beste Versuch.

In der dritten Staffel hat Netflix der Serie einen famosen Kick gegeben, jetzt hat er ihr aber ein Bein gestellt. Ich habe mir gewünscht, dass Uthred ein besseres Schicksal hat. Dieser Kampf schien aber von Anfang an hoffnungslos zu sein. Ich habe geahnt, dass die Entscheidung, Motive aus drei Büchern in einen knapp zweistündigen Film reinzuquetschen, keine gute Idee war. Manche Verkürzungen sind OK, man merkt es aber auf Schritt und Tritt. Uthred hat – so ähnlich wie in der ersten Folge der ganzen Serie (die gleichzeitig eine der schwächsten Folgen war) – einen Teleport-Apparat. Das führt dazu, dass sich die Schauplätze und die Emotionen im Nu verändern. Von manchen alten Helden muss man sich hastig verabschieden, andere haben so wenig Zeit, dass sie nur einen Satz sagen, z. B. dass sie Anlaf heißen und böse sind. Für den Höhepunkt einer langjährigen Saga ist dies nicht gerade würdig. Besonders Uthreds „Verbannung“ ist total lächerlich. Ich als Fan habe nur die Passage mit Walhalla gut gefunden. Dieser Abschnitt und die ziemlich solide Schlacht am Ende haben mich dazu bewogen, diesen Epilog zu begnadigen.

Das Ende von John Wick: Kapitel 3 fand ich trotz seiner unbestrittenen Qualitäten ein bisschen abgedroschen. Diesmal war es umgekehrt. John Wick: Kapitel 4 bietet in der ersten Hälfte Tonnen von perfekten, aber leicht repetitiven Kampfszenen. Richtig Gas gibt er erst nach dem deutschen Intermezzo. Das Feuerwerk von Körpern, die Rache der Heimtiere oder unerwartete Probleme wie „Du bist auf einen grumpy Latino gestoßen – Du musst fünft Stockwerke zurück“ sind richtig schmerzhaft. Die Szenen zwischen den Kämpfen sind dank der großartigen Besetzung auf ihrem Höhepunkt (für die Verhältnisse der Serie), und zwar einschließlich des aufgeklärten Geck Bill Skarsgård, dem man auch ohne die Maske des blutdürstigen Clowns nur das Schlimmste wünschen wird.

Für mich ist dieser Film die größte Überraschung der diesjährigen Saison. Ein fesselndes Werk, das vor allem am Anfang ekstatisch intensiv ist. Der Rest des Films strotzt vor Ideen und presst im Rahmen des verkrusteten Genres „Filmbiografie“ aus dem Material das Maximale raus. Und das sage ich als jemand, der sonst kein Fan von Luhrmann und Elvis ist.

Der 13te Krieger habe ich vielleicht zu früh gesehen. Andererseits hätte ich aber nicht das für mich wichtigste Motiv gehabt, welches ich beim Hin- und Herschieben meiner Ritter auf dem Fußboden vor mich hin gebrummt habe. Das hätten meine Eltern sicherlich sehr schade gefunden. Jerry Goldsmith fand ich damals besser als Zimmer, Williams und sogar Howard Shore mit Der Herr der Ringe, der bis zu diesem Zeitpunkt auf Platz eins war. Der Film selbst ist bei weitem nicht so gut. Nach all den Jahren habe ich aber trotzdem kein Gefühl des Verderbens, wenn ich mir Der 13te Krieger anschaue. Ich sehe eher ein schrecklich vergeudetes Potenzial. Unter anderen Umständen hätte es die größte Wikingerschlacht werden können, die es je gegeben hat.

Mit den Dreißigerjahren kommt das Beste, was uns Babylon Berlin bisher beschert hat. Einige Szenen sind dank der hervorragenden Bearbeitung geradezu unvergesslich. Wieder einmal haben sich die Schöpfer nicht gescheut, die Geschichte zu erweitern, sodass Nazis, Gangster, Juden, jüdische Gangster, Journalisten, Kommunisten oder unterernährte Kinder vom Bahnhof Zoo eingebunden werden (lediglich die Albträume und Kämpfe mit dem Psycho-Bruder sind nichts mehr für mich). Alles führt jedoch zu einem Abschluss, bei dem keine Linie ungelöst bleibt. Tykwer und Co. haben dieses Script während Covid wahrlich fantastisch aufgepimpt.

Bislang hatte Hollywood Fettleibigkeit oder Bulimie noch nicht sehr stark reflektiert. Daher kann ich quittieren, dass dieser erste große Ansatz das Problem weder trivialisiert noch sich daran erfreut. Für Aronofskys Maßstäbe ist dies eine ziemlich normale Geschichte, die unerwartet entgegenkommend für die Menge ist, mit deren Emotionen er gerne spielt. Gegen Ende jedoch brodeln die Emotionen auf ungeheuerliche Weise und nehmen dadurch alle bisherige Glaubwürdigkeit für sich in Anspruch. Es schaudert einem dabei aber nicht so sehr, damit das Wichtigste unterdrück wird. Brendan Fraser ist nach Jahren wieder in voller Kraft zurück und wenn jemand in den kommenden Monaten jegliche Auszeichnungen für diese Leistung verdient, dann er. [Viennale 2022]

The Gray Man beweist, dass Netflix Hunderte Millionen haben kann, so viel die nur wollen, aber trotzdem wird es das Syndrom der billigen Wegwerfunterhaltung nicht los. Was in aller Welt sollten diese verrückten Drohnenüberflüge? Haben nicht einmal die Brüder Russos wirklich eine richtige Technik? Und für richtige Effekte? Mit ihrem verpatzten Bourne beweisen sie, dass es unter Marvel vielleicht wirklich mehr Aufsicht gab, als wir bisher zugegeben haben. Hier haben wir also nur ungewollte B-Ware. Ein Film, dem es an Gesicht, Spannung und dem gewissen Etwas fehlt. Und dabei reichte in dieser Sommersaison so wenig.