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Kritiken (1 980)

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Habemus Papam - Ein Papst büxt aus (2011) 

Deutsch Die ersten 15 Minuten gibt´s leichten Misstrauens gegenüber dem, was denn diese Art des Eintauchens ins Konklave-Leben denn sein soll, danach folgen dutzende Minuten großen Spaßes und schließlich eine sprichwörtliche Ohrfeige in Form eines vollends brillanten Abschlusses. Das Beste an Habemus Papam - Ein Papst büxt aus ist Morettis Selbstreflexion und Neckerei mit zuschauerischen Erwartungen - der Film schafft etliche banale Situationen, die zu Klischees verleiten, aber Moretti meidet sie stets zur richtigen Zeit und wendet sich einer unerwartete Richtung zu. Das Fazit stellt den Höhepunkt dieser Verkettung enttäuschter Erwartungen dar und deutet eindeutig darauf hin, dass Habemus Papam - Ein Papst büxt aus keine wärmende Komödie, sondern ein ätzender und skeptischer Film ist. Es scheint, dass weder Gott noch Freud uns mehr zu retten vermögen. Oder aber mit den Worten Egon Bondys herausgesagt: Alles ist im Eimer, wochentags und sonntags.

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Play - Nur ein Spiel (2011) 

Deutsch Das Unverständnis beim Publikum hätte man in der Halle dabei schneiden können, wobei jedoch Östlund eine der genauesten Studien der schwedischen Gesellschaft und ihres Haderns mit dem Multikulturalismus gedreht hat. Zeitgleich stellt seine Soziologie im Film eine Analyse der Grundprinzipien der sozialen Interaktion dar, die sich aus sorgfältig komponierten und gut durchdachten Aufnahmen zusammensetzt (möglicherweise gar derart gut durchdacht, dass manche sie mit einem Zufall verwechseln). Ein bemerkenswerter, wenn auch recht kühl und zurückgezogen anmutender Streifen.

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Elena (2011) 

Deutsch Eine banale Geschichte, ein schlechtes Drehbuchund ein kultiviertes Regiekonzept. Zvyagintsev hat mich zutiefst enttäuscht, da er nicht in der Lage war, außer dem Visuellen auch emotionale Aspekte der Geschichte darzulegen - kein Wunder, dass die Geschichte so naiv und flach anmutet ist, dass er davon emotional nicht betroffen wäre. Der Regisseur des meines Erachtens hervorragenden Filmes Die Rückkehr hat mich zutiefst enttäuscht. Elena ist kein schlechter, lediglich ein sehr durchschnittlicher Film.

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Michael (2011) 

Deutsch Das reife, fokussierte und präzise Debüt der Casting-Leiter von Jessica Hausner und Michael Haneke. Das Gerücht, dies sei ein Plagiat von Hanekes Stil, beruht nicht auf Tatschen. Schleinzer hat sich von seinem Meister in vielem belehren lassen (scharfe Schnittarbeit, kühle, analysierende Kamera, Fernsehnachrichten zur Untermalung), aber er geht weiterhin seinen eigenen Weg. Er bei weitem kein solch chirurgisch präziser Pathologe der Geschichte ist, er hat keine Angst, sich darauf einzulassen, Sarkasmus zu verwenden, Ereignisse mehr miteinander zu verknüpfen und nicht nur kluge Hanekes-Zufallsfragmente zu schaffen. Michael ist ein packender Tauchgang in die abnormale Normalität eines Pädophilen ein. Trotz des akuten Themas ist die Tonart gemäßigt und bürgerlich, er schafft es, sich einzufühlen und nicht manipulieren. Die hypnotische Abfolge von Szenen zum Schluss, gipfelt und endet "auf dem Tempo" genau zu dem Zeitpunkt, an dem sie enden sollte. Neben Dresens Halt auf freier Strecke ist dies ein klares Highlight des 46. Jahrgangs des Intenationalen Karlsbader Filmfestivals.

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Die Haut in der ich wohne (2011) 

Deutsch Eine weitere von Pedros Gendertransgressionen, mit destiliertem Melodrama sowie eine prunkvollen visuellen Pose durchwoben sind. Zum ersten Mal langweilte mich sein Film tödlich und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass Almodóvar nach einer hervorragenden Selbstreflexion in Form von Zerrissenen Umarmungen wieder seiner Besessenheit mit leeren Posen und Fetischen verfällt, die zwar an sich interessant sind, aber in Bezug zu jeglicher Reflexion lediglich durch seine protzige Andersartigkeit und Übertreibung fungieren. Ich verstehe, dass dieses theatralische Bild des männlichen Verlangens nach dem nicht existierenden perfekten Körper und des Stromes sexuellen Verlangens theoretisch beeindruckend sein mag, aber an mich ging das ganze vorbei.

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Behold the Lamb (2011) booo!

Deutsch Auch auf einem Home-Video-Festival hätte dieser Mischmasch aus möchtegerncoolen Einflüssen ein Problem damit, seinen Sinn zu rechtfertigen. Er erinnert an leere Genreversuche der tschechischen Kinematografie. Ein dilettantischer Killer.

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Fjellet (2011) 

Deutsch Zwei Lesben streiten sich fünfunfsiebzig Minuten lang und gehen dann auf die Toilette in den Slashwoods (manchmal ziehen sie ihre Hosen nicht aus und schmollen dort). Alles spielt in wunderschönen Bergen, und wenn man stattdessen eine Postkarte ansehen würde, würde diese mehr über die Figuren verraten als der ganze Film.

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Dogtooth (2009) 

Deutsch Perfekt. Die so weit wie möglich ausgenutzte Modellsituation der hinter einer hohen Mauer isolierten Familie, aus der Lanthimos ein pure, regelrecht sicke Abfolge von Szenen destilliert hat, die in einem Familientanz auf einer Gitarre gipfeln, einer Szene, die so genial ist, dass mein Geist stehen bleibt. Jedoch der Rest des Films ist voller Einfallsreichtum und einem vollends außergewöhnlichen Sinn für Humor, der genau meine Blutgruppe ist. Eine wunderschön gestörte und sexuell gesehen ungewöhnliche Sache kann nicht jeder einfach so dahinfilmen. Der Grieche ist zweifelsohne verrückt. Wunderschön ist der Streifen - und gefährlich. Die Fotze ist wirklich eine große Lichtquelle, der ganze Dogtooth ist ein Beweis dafür.

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Bullhead (2011) 

Deutsch Ein keineswegs sich distanzierender Versuch, einen Gangsterfilm mit einem psychologischen zu vermischen, der insbesondere wegen der Bemühungen des Regisseurs an seine Grenzen stößt, "wie jemand anderes auszusehen". Auch das Drehbuch, das ertrinkt in seinem eigenen Potenzial, ist nicht zu Ende gezogen und versucht, das Chaos mit einem melodramatischen Bogen im Hollywood-Stil auslösen, doch dafür fehlt es Michael R. Roskam an ausreichenden Filmemacherfähigkeiten (der Film gerät manchmal stilistisch außer Kontrolle). Matthias Schoenaerts in der Hauptrolle ist jedoch wunderbar und schon alleine wegen dieses Testosteronjunkees lohnt es sich, diesen Film zu sehen.

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Code Blue (2011) 

Deutsch Sterben, Perversion, Isolation. Der Film sprudelt vor starker Themen über, welche der Regisseur in Hanekes analytischem Sinne betrachtet, obleich er dies in einer viel stilisierten Form tut. Die Teilkompositionen und Situationen gehen da unter der Haut, jedoch ansonsten ist dieses Porträt einer gestörten alternden Krankenschwester, die von Tod und Lust besessen ist, durch intellektuellen Zwang zusammengeschnürt, ebenso wie durch eine verkommene Pose. Daher hat er mich nicht einmal halb so sehr beeindruckt, wie es der Regisseur offensichtlich wollte. Auf jeden Fall schätze ich aber die Offenheit, mit welcher er sich dem Thema des Sterbens widmet. Eine solche Art von Provokation bedarf es derzeit.