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Aaron Jean-Marie Lustiger war eine wandelnde Provokation. Mit 14 Jahren beschloss er, sich katholisch taufen zu lassen, wurde später Priester, dann Erzbischof von Paris, Kardinal und einer der wichtigsten Berater des Papstes Johannes Paul II. Er war ein bedeutender Akteur der jüdisch-christlichen Beziehungen. Aaron Jean-Marie Lustiger ist kein konventioneller Geistlicher. Am 17. September 1926 als Sohn jüdisch-polnischer Eltern in Paris geboren, tritt er im Jahr 1940, im Alter von 14 Jahren, gegen den Willen seiner Eltern zum katholischen Glauben über und ändert seinen Geburtsnamen Aaron in Jean-Marie. Seine Priesterweihe erhält Lustiger, ein Cousin des deutschen Historikers und Schriftstellers Arno Lustiger, 1954 in Paris. Er raucht viel und fährt Moped, seine Predigten sind energisch und modern. Als eine katholische Zeitung seine jüdische Herkunft betont, provoziert er einen Skandal, als er behauptet, er habe mit der Konvertierung zum Katholizismus dem Judentum keinesfalls abgeschworen. Gegenüber dem Journalisten sagt er, er sei eine lebende Provokation, die viele dazu zwinge, das Wesen Christi zu ergründen. Lustiger setzte sich zeitlebens für die Verständigung zwischen Christen und Juden ein und war ein strikter Verfechter der Menschenrechte.
Sein Vater Charles, der von Polen nach Frankreich geflohen war und dessen Frau im Jahr 1943 im deutschen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet wurde, akzeptiert die Entscheidung seines Sohnes nicht, Bischof von Orléans zu werden, da das Angebot ausgerechnet von einem Papst kommt, der Pole ist. Als Lustiger den Papst trifft, ist er beeindruckt von dessen Persönlichkeit und Visionen. Die beiden Gottesmänner begegnen sich mit einer ähnlichen Weltsicht und einem ähnlichen Verständnis von Kirche. Bereits nach einem Jahr als Bischof von Orléans wird Lustiger zum Erzbischof von Paris und später auch zum Kardinal und Berater des Papstes ernannt. Aufgrund seiner jüdischen Wurzeln setzt sich Lustiger als Erzbischof besonders mit der Beziehung von katholischer Kirche und Judentum auseinander. Als 50 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs im sogenannten "Theater" von Auschwitz – einem ehemaligen Lagergebäude für Zyklon B – ein Karmeliterinnenkloster eingerichtet wird, erregt dies gewaltigen Protest und Empörung. Lustiger muss Stellung beziehen. (arte)

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